Fotobuch
...als lebten die Engel auf Erden
Fotografien über Schönheit und Tod
von Gerald Axelrod
Das Buch enthält 84 Schwarzweiß-Fotos von Engel-Statuen auf katholischen Friedhöfen in Italien. Diese Meisterwerke der italienischen Bildhauer-Kunst entstanden zwischen 1850 und 1920. Die Fotos und ein Begleittext führen den Leser durch die geheimnisvolle Welt der monumentalen Totenstädte, die mit allen Arten von Engeln bevölkert sind: Botenengel, Schutzengel, Racheengel, Wächterengel, Todesengel, Geheimhaltungsengel, Schreibeengel und Kriegsengel. Ferner sehen wir die Erzengel Michael, Gabriel, Raphael und Uriel - und Metatron, einen der mysteriösesten Engel.
Im zweiten Teil steigen wir hinab in die Hölle und sehen Satan und seine Bräute Lilith und Naamah, eine verführerische und erotische Dämonin, der weder sterbliche Männer noch himmlische Engel widerstehen können. Auch andere Höllenengel treiben ihr Unwesen und jagen verlorene Seelen.
Das Schlußkapitel erzählt von der Apokalypse, bei der Engel eine entscheidende Rolle spielen. Die Katastrophen beginnen, als sieben Engel nacheinander in ihre Posaunen blasen. Vier Engel werden losgebunden, um ein Drittel der Menschheit zu töten. Am Tag des Jüngsten Gerichts gelingt es Michael und den himmlischen Heerscharen schließlich, Satan und seine Dämonen zu besiegen und sie in einen See von brennendem Schwefel zu werfen.
1997 (5. Auflage 2006)
22,8 x 28,6 cm, Hardcover
Es war ein Schlüsselerlebnis, das Gerald Axelrod dazu bewog, sich mit Engeln, vor allem aber mit Friedhöfen zu beschäftigen: In Florenz auf dem Weg zu einer Kirche, die hoch über der Stadt thront, glaubte er, je näher er der Kirche kam, beobachtet zu werden. Doch als er sich umdrehte, waren es „nur“ die Engelskulpturen des Friedhofes, die ihn scheinbar ansahen. Seither nahmen ihn Friedhofsengel gefangen und so widmet er ihnen seinen Bildband „… als lebten die Engel auf Erden“.
Manchmal dramatisch, oftmals düster und trotzdem in vollkommener Schönheit erstrahlend, hat Gerald Axelrod Engelskulpturen auf norditalienischen Friedhöfen in Duotonfotos eingefangen und die Bilder in der Dunkelkammer berbeitet. Man fühlt sich von diesen „Fotografien über Schönheit und Tod“ seltsam berührt und erstaunlicherweise kommt es einem bei einigen Bildern so vor, als sehe einem der abgebildete Engel genau in die Augen. Die großformatigen Aufnahmen ziehen den Betrachter sofort in ihren Bann.
Das gleiche kann man auch über den Text sagen: Gerald Axelrod ist nicht nur ein guter Fotograf, sondern ein ebenso guter Autor, der es versteht, den Leser sofort einzunehmen. „… als lebten die Engel auf Erden“ besticht durch fundierte, spannend und kurzweilig präsentierte Texte. Dafür hat Gerald Axelrod die Weltliteratur nach Engeln durchforstet und fördert manchmal Unglaubliches zutage: So kommt man nämlich erstaunlicherweise nicht in der Bibel dem Geheimnis der Engel auf die Spur, sondern in den Apokryphen, den sogenannten „verborgenen Büchern“, die zwischen 500 v. und 100 n. Chr. entstanden. Mit manchmal ironischem Unterton zeigt Gerald Axelrod auf, was die Kirche – ob nun protestantisch oder katholisch – alles an Schriften über Engel verschwinden ließ, um Christen einen bestimmten Glauben „vorzusetzen“.
Sein Buch hat der Autor detailliert unterteilt – die Aufgaben der verschiedenen Engel wie Botenengel, Schutzengel und Schreibeengel werden erklärt, die himmlische Hierarchie dargestellt und die Mächte des Bösen aufgezeigt – doch leider fehlen sämtliche bibliografischen Quellenangaben. So bleibt es Gerald Axelrods Geheimnis, auf welche literarischen Grundlagen sich seine Erkenntnisse stützen.
Der Bildband „…als lebten die Engel auf Erden“ nimmt den Leser mit auf eine Reise über italienische Friedhöfe und überrascht nicht nur durch fotografische Ästhetik, sondern auch mit fesselnden Geschichten von himmlischen und höllischen Heerscharen.
Sehens- und lesenswert!
Steffani Lehmann